Aigner verleiht Leo-von-Klenze-Medaille 2018

Dachau, 28. Juni 2018 (stmb). Bayerns Bauministerin Ilse Aigner hat heute die Leo-von-Klenze-Medaille für herausragende Leistungen in der Architektur an insgesamt drei Preisträger im Schloss Dachau verliehen. Die Medaillenträger dieses Jahr sind der Architekt und Hochschulprofessor der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr.-Ing. Gunter Henn von HENN, der Bauingenieur Victor Schmitt von SFF Ingenieure AG und die Architektin und Stadtplanerin Prof. Sophie Wolfrum, Hochschulprofessorin an der Technischen Universität München.

Verleihung der Klenze-Medaille 2018 - v.l.n.r.: Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, Ministerialdirektor Helmut Schütz, Professorin Sophie Wolfrum, Bauministerin Ilse Aigner, Professor Dr.-Ing. Gunter Henn , Ministerialdirektorin Brigitte Brunner, Dipl.-Ing. Victor Schmitt
© Josef Nannemann

Die Bauministerin betonte, wie wichtig echte Vorbilder sind: "Bauen ist Kultur. Wir können stolz sein, dass wir in Bayern so hochkarätige Architekten, Ingenieure und Stadtplaner haben, die mit ihren Planungen und Bauten höchsten Ansprüchen gerecht werden. Und das wollen wir mit der Verleihung der Leo-von-Klenze-Medaille an Sie ausdrücklich würdigen.“

Die Bauministerin hatte zudem für die Zukunft gute Nachrichten im Gepäck. Wurde die Leo-von-Klenze-Medaille seit der Etablierung Mitte der neunziger Jahre in unregelmäßigen Abständen verliehen, so soll die Ehrung von Architekten, Ingenieuren und Stadtplanern nun regelmäßig stattfinden. "Wir wollen die Anerkennung als Fixpunkt in den Kalender unseres Bauministeriums aufzunehmen: in fester Regelmäßigkeit. Alle zwei Jahre“, so Aigner.

Die Auszeichnung ist nach dem großen Baumeister des 19. Jahrhunderts, Leo von Klenze, benannt. Er war der erste Leiter der 1830 von König Ludwig I. gegründeten Obersten Baubehörde. Seit März 2018 ist die Oberste Baubehörde, die bisher beim Innenministerium angegliedert war, ein eigenständiges Ministerium geworden, das neu gegründete Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr.

zu den Preisträgern:

Professor Dr.-Ing. Gunter Henn

Professor Dr.-Ing. Gunter Henn hat sich vor allem als Architekt von Forschungs-, Produktions- und Verwaltungsgebäuden international einen Namen gemacht. Er studierte Architektur und Bauingenieurwesen an der ETH Zürich, der TU München und der TU Berlin. Von 1979 bis 1989 führte er gemeinsam mit seinem Vater Walter Henn die Büropartnerschaft HENN + HENN Architekten. Seit 1990 ist er Geschäftsführer von HENN mit Büros in München, Berlin und Peking. Er steht für Forschungs- und Industriebauten sowie für Internationalität. Seine Arbeiten sind dabei geprägt von einem vernetzten Denken über die Fachbereichsgrenzen hinaus. So schuf er beispielsweise die "Gläserne Manufaktur“ von Volkswagen in Dresden, ein Projekthaus im Forschungs- und Innovationszentrum der BMW Group in München und das Automotive Expo Museum in Peking. Auch für die Bayerische Staatsbauverwaltung wurde Henn auf seinem Spezialgebiet tätig: Am Campus Garching realisierte er von 1994 bis heute verschiedene Forschungsgebäude für die Technische Universität München. Darunter fallen die Fakultät für Maschinenwesen, das Zentrum für Nanotechnologie und Nanomaterialien und das Wissenschafts- und Werkstattgebäude am FRM II. Die Fakultät für Elektro- und Informationstechnik befindet sich derzeit in der Planungsphase. Auch für die Technische Hochschule Ingolstadt plante Henn das Forschungs- und Testzentrum CARISSMA. Für sein Werk hat Professor Henn bereits zahlreiche Preise erhalten. Seine praktische Tätigkeit hat ihn international bekannt gemacht. Von 2000 bis 2015 war er Lehrstuhlinhaber für Industriebau an der Technischen Universität Dresden und von 1994 bis 2000 Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Bauministerin Aigner bei der Urkundenübergabe an Gunter Henn:

"Sie definieren Innovation als sozialen Prozess. Deshalb schaffen Sie Räume für Kommunikation. Ihrer Architektur liegt eine Philosophie zugrunde, der das Verstehen vorausgegangen ist und die schließlich Komplexität reduziert. Es ist faszinierend, auf diesem Fundament Gebäude wachsen zu sehen!“

Dipl.-Ing. Victor Schmitt

Dipl.-Ing. Victor Schmitt ist diplomierter Bauingenieur. Er studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität München. Von 1971 bis 1989 war er Partner bei „Schmitt & Stumpf“ in München. Seit 1990 ist er Geschäftsführer der Gesellschaft Schmitt Stumpf Frühauf und Partner, die dann umfirmierte in SSF Ingenieure. Nach der Wende erfolgte dann der Brückenschlag nach Berlin und Halle an der Saale. Neben weiteren inländischen Niederlassungen wie Düsseldorf gibt es auch in Polen, Rumänien und China Dependancen seines rund 300-Mitarbeiter starken Unternehmens. Hauptsitz ist nach wie vor in München. Zu den bekanntesten Hochbauprojekten zählt die BMW Welt in München, bei der SSF verantwortlich für die Ausführungsplanung und Bauüberwachung war. Zu seinen Infrastrukturprojekten zählen beispielsweise die Strelasund-Brücke auf Rügen, die Generalplanung der ICE-Neubaustrecke von Nürnberg nach Ingolstadt, der Lufthansa Hangar und die Infrastrukturerschließung des neuen Terminals II am Flughafen München oder auch der Umbau des Hauptbahnhofs Dresden. Auch im Ausland ist sein Unternehmen aktiv, so war er maßgeblich bei den Planungen der U-Bahnlinien und Bahnhöfen in Amsterdam, Delhi und Algier oder aktuell in Doha zuständig. Zu seinen besonderen Verdiensten zählen seine zahlreichen Innovationen. Schmitt konnte den Brückenbau durch vorgefertigte Bauteile maßgeblich beschleunigen. So zählt zu seinem größten Erfolg beispielsweise die VFT®-Bauweise (»Verbund-Fertigteil-Träger«). Mehr als 500 Brücken konnten nach dieser Innovation seit 1998 in dieser Bauweise erstellt werden.

Bauministerin Aigner bei der Urkundenübergabe an Victor Schmitt:

"Sie sind ein weltweit aktiver, gefragter Partner bei Bauvorhaben jeder Größenordnung. Aus Bayern, in Bayern daheim und in der Welt zu Hause! Wer auf die Dienste der SSF Ingenieure setzt, der setzt auf Know-How und Renommee. Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Er ist das Resultat harter Arbeit, unternehmerischer Weitsicht und einer klaren Wachstumsstrategie. Dieser Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, das war früh Teil der unternehmerischen DNA Ihrer Firma.“

Professorin Sophie Wolfrum

Professorin Sophie Wolfrum ist Architektin und Stadtplanerin. Sie studierte an der Universität Dortmund Raumplanung. Von 1981 bis 1984 absolvierte sie das Referendariat in der Fachrichtung Städtebau und machte anschließend die Große Staatsprüfung. Verwaltungspraxis sammelte sie in Tansania und Deutschland. Seit 1989 führt sie gemeinsam mit Professor Alban Janson ein Büro für Architektur und Stadtplanung in München und Karlsruhe. Von 2003 bis 2018 war Sie Lehrstuhlinhaberin des Lehrstuhls für Städtebau und Regionalplanung an der Technischen Universität München. Von 2011 bis 2014 war sie dort Dekanin der Fakultät für Architektur.

Ihre Spezialgebiete sind Städtebau, Urbanistik und Architektonische Urbanistik, kontextueller Urbanismus und Stadtlandschaft, Stadt mit Eigenschaften (Identität, Image, Branding), Architektur der Stadt und performativer Urbanismus. Zu ihren wichtigsten Publikationen zählen Multiple City, Theodor Fischer Atlas, Platzatlas und Porous City.

Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL). Außerdem ist sie in zahlreichen Preisgerichten als Fachjurorin tätig und wird aufgrund ihrer Expertise in Fragen der Urbanistik und des Städtebaus wiederholt von Bund, Ländern, Kommunen und Stiftungen als Beraterin in Fachkommissionen berufen. Neben zahlreichen Preisen und Auszeichnungen hat Wolfrum bereits zweimal den Deutschen Städtebaupreis erhalten (1995, 2006).

Bauministerin Aigner bei der Urkundenübergabe an Sophie Wolfrum: "Keine Generation in den letzten 150 Jahren hat das Thema Wohnraum und Stadtentwicklung allein dem freien Markt überlassen. Sie werden geprägt vor historischem Hintergrund. Stadtentwicklung, das ist für Sie, Frau Prof. Wolfrum, nicht denkbar ohne den Blick in die Geschichtsbücher, ohne das Bewusstsein, in welch großartiger Tradition man da steht.“