Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung besucht München

München, 23. Juli 2020 (stmb). Der hohe und differenzierte Bedarf an bezahlbarem Wohnraum fordert eine kreative Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen und stellt neue soziale sowie ökologische Anforderungen an den Wohnungsbau. Welche Weichen dafür in den gesetzlichen Regelwerken gestellt werden müssen, war Gesprächsthema beim Besuch des sächsischen Staatsministers für Regionalentwicklung Thomas Schmidt im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr.

Vor der Wohnanlage Passauerstraße in München. 
V.l.n.r.Staatsminister Thomas Schmidt, Staatsministerin Kerstin Schreyer,
Dr. Klaus-Michael Dengler, Geschäftsführer der GEWOFAG
© StMB

Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer und ihr sächsischer Amtskollege sind sich einig, dass Bauen künftig einfacher, schneller und nachhaltiger werden muss.

„Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist die soziale Frage unserer Zeit. Ich möchte, dass die Menschen überall im Land leben und wohnen können, wie sie möchten. Wir müssen daher Hemmnisse beim Bauen beseitigen. Gleichzeitig möchte ich, dass verstärkt nachhaltige Baustoffe zum Einsatz kommen“, so Bauministerin Schreyer.

 „Wir werden neue Wege im Wohnungsbau gehen müssen. Auf dem Land müssen wir in Sachsen vor allem in die Qualitätserhöhung investieren, aber auch den Rückbau von Wohnungen unterstützen. In unseren wachsenden Großstädten und ihrem Umland wird es darum gehen, neuen Wohnraum zu schaffen. Ein Wachstum nach innen durch Erweiterungen bestehender Gebäude sowie die stärkere Einbindung der umliegenden Orte sind unsere Ansätze in Sachsen“, sagte Staatsminister Schmidt. „Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt werden wir die Bedürfnisse der Bewohner noch stärker in den Blick nehmen müssen. Die bayrischen Erkenntnisse des experimentellen Wohnungsbaus können uns hier wertvolle Beispiele liefern!“

Gemeinsamer Besuch des Modellprojekts „IQ –Innerstädtische Wohnquartiere“ in München-Sendling

Im Anschluss an das Gespräch im Ministerium zeigte Schreyer ihrem Amtskollegen die Wohnanlage Passauerstraße in München, eines von insgesamt elf Modellprojekten in ganz Bayern  aus dem Modellvorhaben „IQ – Innerstädtische Wohnquartiere“ des Experimentellen Wohnungsbaus. Sie steht beispielhaft für den innovativen Umgang für stark modernisierungsbedürftige Siedlungen der 30er und 50er Jahre. Die vorhandenen Gebäude mit insgesamt 366 nicht mehr zeitgemäßen Kleinwohnungen wurden saniert und in klimaschonender Holzbauweise aufgestockt. So konnten in vergleichsweise kurzer Zeit nicht nur 21 zusätzliche Wohneinheiten geschaffen, sondern auch die durchschnittliche Wohnungsgröße durch Umstrukturierungen im Bestand deutlich gesteigert und damit an heutige Wohnbedürfnisse angepasst werden. Durch die Aufwertung der vorhandenen Grünflächen und neue Gemeinschaftseinrichtungen entstand ein attraktives Stadtquartier mit vielfältigen Wohnungsangeboten zu bezahlbaren Mietpreisen, in dem sich Familien mit Kindern genauso wohlfühlen wie Paare und Singles. Neben dem kompletten Umbau, der Neustrukturierung und der Aufwertung der Bestandssiedlung konnten zudem 28 staatlich geförderte Wohnungen mit einem Förderdarlehen in Höhe von gut 2,25 Millionen Euro realisiert werden.

Bereits im Juni hat der Ministerrat die Novelle der Bayerischen Bauordnung beschlossen und zur parlamentarischen Behandlung an den Landtag verwiesen, mit der das Bauen in Bayern nicht nur einfacher und schneller, sondern auch nachhaltiger, flächensparender und günstiger werden soll. Ein Kernstück dabei ist es, den Einsatz von Holz künftig zu erleichtern. Damit dabei die Sicherheit und der Brandschutz weiterhin uneingeschränkt gewährleistet bleiben, hat die Projektgruppe Brandschutz der Bauministerkonferenz unter Beteiligung der beiden Freistaaten Bayern und Sachsen die neue Muster-Holzbaurichtlinie erarbeitet. Bauministerin Schreyer sieht sich durch den Besuch der Wohnanlage in dieser Entscheidung bestätigt: „Durch die Verwendung des Baustoffes Holz konnte hier in kurzer Zeit und zu vergleichsweise geringen Kosten mehr dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden. Auch die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: Holz ist der einzige Baustoff, der mehr CO2 speichert, als bei der Gewinnung und Verarbeitung anfällt.“ Einig sind sich beide Minister, dass für jedes Bauvorhaben künftig technologieoffen der jeweils passende Baustoff gewählt werden kann. Durch die Novelle der Bauordnung soll daher Holz nicht gegenüber anderen Baustoffen bevorzugt werden, sondern durch den Abbau von Hemmnissen künftig gleichberechtig neben anderen Baustoffen in die Planungen einbezogen werden können.