10. Bayerische Fachtagung Radverkehr

Gunzenhausen/München, 07.05.2024

Fachtagung LASTEN.RAD.BAYERN in Gunzenhausen macht Potenziale von Lastenrädern deutlich

  • Lastenräder als wichtiges Element im Verkehrsmix
  • Kommunen berichten von Erfahrungen mit Lastenrädern, auch im ländlichen Raum
  • Themenmesse informiert über Infrastruktur, Mietsysteme und Fördermöglichkeiten



Lastenräder erfahren seit einigen Jahren einen regelrechten Boom – und werden so zu einem wichtigen Element im Verkehrsmix. Dem hochaktuellen Thema widmete sich die diesjährige, 10. Bayerische Fachtagung Radverkehr unter dem Titel LASTEN.RAD.BAYERN, veranstaltet vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (StMB) sowie der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e. V. (AGFK Bayern).

Rund 130 Gäste waren am 7. Mai der Einladung in die Stadthalle Gunzenhausen gefolgt, um sich bei Experten-Vorträgen und einer Themenmesse mit zahlreichen Best-Practice-Beispielen über das Thema Lastenrad zu informieren. Zu Beginn der Veranstaltung gab es eine prominent besetzte Gesprächsrunde: Dr. Thomas Gruber, Ministerialdirektor und Amtschef des StMB, in Vertretung für Staatsminister Christian Bernreiter, Robert Niedergesäß, seit 1. Januar 2024 neuer Vorsitzender der AGFK Bayern und Landrat des Landkreises Ebersberg, sowie Gunzenhausens Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz stellten sich den Fragen der Radio F1-Moderatorin Steffi Pankotsch. Verkehrsminister Christian Bernreiter ließ grüßen: „Lastenräder sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Sie eignen sich für den Transport des Wocheneinkaufs ebenso, wie um die Kinder abzuholen oder für Ausflüge. Daher haben wir als Freistaat ein vollautomatisches Lastenrad-Mietsystem in sieben Modellkommunen gefördert und sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Lastenräder haben nachweislich das Potenzial, Autofahrten zu ersetzen und dieses Potenzial sollten wir nutzen.“

Die AGFK Bayern stellt einen zunehmenden Einsatz von Lastenrädern gerade bei den kleinen Mitgliedskommunen fest, wie Niedergesäß ausführte: „Lastenräder finden nicht nur in urbanen Ballungsgebieten Anwendung, sondern zunehmend auch in den ländlich geprägten Regionen Bayerns. Viele unserer Mitgliedsgemeinden fernab der Großstädte setzen Lastenräder unterschiedlich ein: Sie stellen beispielsweise Lastenräder zur kostenlosen Ausleihe zur Verfügung, bieten Rikscha-Fahrten gezielt für ältere Menschen an oder fahren Leihbücher von der Stadtbibliothek direkt zu den Menschen nach Hause.“

Die Stadt Gunzenhausen hat ebenfalls gute Gründe, den Radverkehr zu fördern: „Im wunderschönen Fränkischen Seenland leben wir inmitten intakter Natur und die wollen wir unter allen Umständen schützen. Eine Förderung des Radverkehrs hilft uns dabei“, so der Erste Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Wir haben die große Bedeutung des Fahrrads als unverzichtbaren Bestandteil einer zukunftsfähigen Mobilität frühzeitig erkannt. Mit unserem freiwilligen Förderprogramm für Lastenräder und Lastenanhänger für Fahrräder haben wir einen Nerv getroffen, denn in vielen Fällen sind Cargo-Bikes eine umweltfreundliche und nachhaltige Alternative zum Auto. Wenn wir unseren Planeten retten wollen, dann muss sich unser Mobilitätsverhalten ändern. Als Stadt setzen wir Zeichen und unterstützen unsere Bürgerinnen und Bürger bei der Klimawende. Dem Fahrrad gehört die Zukunft und als fahrradfreundliches Gunzenhausen gehen wir mit bestem Beispiel voran.“

Forschung und Modellprojekte

Felix Franke, bis 2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bergischen Universität Wuppertal, zeigte in seinem Einführungsvortrag geeignete Infrastrukturelemente für Lastenräder auf. Die Erkenntnisse resultieren aus dem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Forschungsprojekt ENTLASTA, an welchem Franke beteiligt war. Derzeit werden die Ergebnisse in Form eines praxisgerechten Leitfadens für Kommunen aufbereitet.

Das StMB stellte gemeinsam mit der Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen (TINK GmbH) das Modellprojekt „Lastenrad mieten, Kommunen entlasten – Aufbau eines Lastenradmietsystems für Kommunen“ vor, das im Februar dieses Jahres seinen erfolgreichen Abschluss fand. Acht Kommunen in Bayern haben mit Unterstützung des StMB seit 2020 vollautomatische Lastenrad-Mietsysteme eingerichtet und ausprobiert. Ulla Schürenberg (StMB) erläuterte die Hintergründe des Modellprojekts, Projektleiterin Judith Wehr (TINK) erzählte aus der Arbeit vor Ort, von Herausforderungen und erfolgreichen Lösungen. Von ihren Erfahrungen aus der Praxis berichteten zwei der Pilotkommunen: Der Markt Cadolzburg und die Stadt Würzburg. Letztere konnte dank der Unterstützung des Freistaats ihren bis 2020 ehrenamtlich betriebenen E-Lastenrad-Verleih ausbauen. Mit den angeschafften 45 E-Lastenpedelecs an 14 Stationen und hat Würzburg nun – bezogen auf die Bevölkerungszahl – mit 45 Lastenpedelecs an 14 Stationen das größte induktive Lastenradmietsystem in Deutschland.

Durch die Themenmesse am Nachmittag wurde die Fachtagung ihrem Anspruch, den interkommunalen Austausch und die Vernetzung der AGFK Bayern-Mitgliedskommunen zu fördern, mehr denn je gerecht. An 18 Ständen konnten sich die Besucherinnen und Besucher Anregungen zu verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten von lastenradtauglicher Infrastruktur, Miet- und Verleihsystemen, aber auch zu Möglichkeiten für eine Lastenradförderung oder die Lastenradnutzung im kommunalen und gewerblichen Bereich holen und mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Kommunen, Forschungseinrichtungen und anderen ins Gespräch kommen. Mit dabei waren zum Beispiel die Stadtbibliothek Alzenau, die per Lastenrad einen mobilen Service an Schulen anbietet, die Stadt München, die ihre Erfahrungen mit dem ersten Radlogisitk-Hub im Viehhof für den Transport von Waren auf der letzten Meile präsentierte, und die Stadt Erlangen mit Ergebnissen der Bürgerbeteiligung zum sogenannten 1000-Bügel-Programm, welches den Radfahrenden sichere Abstellmöglichkeiten bieten soll.

Aus Österreich war die Transportradinitiative KlimaEntLaster zu Gast, um ihr Forschungsprojekt rund um Transportradangebote für Kommunen vorzustellen; die Stadt Augsburg präsentierte neben ihrem Lastenrad-Mietsystem „Lech Elephant“ das von der EU geförderte Pilotprojekt „NEDAM“ (New E-bikes design for employees’ active mobility). Getestet wird hier die Anwendung des Hoppers, ein überdachtes Lastenrad mit autoähnlichem Design als Alternative zum Auto in der Stadt. Am Stand des ADFC drehte sich alles um das Thema „Sicher fahren mit dem Lastenrad“. Zudem konnten sich die Gäste der Fachtagung selbst vom Lastenrad überzeugen: Die Stadt Gunzenhausen als Gastgeberkommune ermöglichte mit verschiedenen Modellen aus ihrem Lastenrad-Verleih diese vor der Stadthalle Probe zu fahren.

Zum Abschluss der Veranstaltung berichtete der bekannte Fachjournalist Gunnar Fehlau mitreißend und amüsant von seiner einjährigen Workpacking-Reise durch ganz Deutschland.

Pressebilder zum Download finden Sie ab morgigem Mittwochvormittag unter diesem Link:
https://agfk-bayern.de/presse/#529-648-bayer_fachtagung-radverkehr

Copyright: AGFK Bayern/Daniel Karmann

In der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e.V. (AGFK Bayern) haben sich derzeit 130 Städte, Gemeinden und Landkreise mit insgesamt über acht Millionen Einwohnern mit dem Ziel zusammengeschlossen, gemeinsam den Radverkehr zu fördern, Erfahrungen auszutauschen und Synergieeffekte zu nutzen. Die AGFK Bayern vertritt die Interessen ihrer Mitglieder im Radverkehrsbereich u.a. in der Landes- und Bundespolitik und bei kommunalen Spitzenverbänden. Dazu zählen sowohl die Förderung einer radverkehrsfreundlichen Mobilitätskultur als auch der Ausbau von Radrouten und die Erhöhung der Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer. Alle Mitglieder werden nach einem Kriterienkatalog auf ihre Fahrradfreundlichkeit geprüft.